Verstehe deinen Anwalt: Der Vergleich


Vergleiche ich mich mit meiner Frau, kann ich nur verlieren: Sie ist schöner, schlauer und gewitzter, hat Ahnung von Kindererziehung und überhaupt vom Leben. Also lasse ich es.

Wenn der Richter fragt, ob man sich nicht vergleichen wolle, meinen viele, man könne ebenfalls nur verlieren. Nicht, weil die Gegenseite schöner, schlauer, usw. wäre (natürlich ist das Gegenteil der Fall), sondern weil sowieso alle nur darauf aus sind, einen über den Tisch zu ziehen. Das Schöne bei einem Vergleich ist jedoch, dass beide Parteien am Ende denken, sie hätten den Kürzeren gezogen. Das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist halt immer grüner! Dabei klingt die Definition eines juristischen Vergleichs doch so friedvoll: Es findet ein gütlicher Ausgleich statt, eine Einigung im Streitfall durch gegenseitiges Nachgeben. Führt man sich das vor Augen, wird das Leben doch gleich schöner: Man möchte dem Gegner geradezu in die Arme fallen und sich gegenseitig tränenreich für alles Schlechte entschuldigen. Schön wäre es ja, wenn es einmal so käme: Ich für meinen Teil würde schnell ein Foto des Blicks des Richters schießen und es in der Kantine aufhängen. Was für ein Spaß!

Erschienen im Februar 2020 bei der DEGA Galabau, Das Magazin für den Garten- und Landschaftsbau. DEGA Galabau im Internet.

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