Verstehe deinen Anwalt – Die juristische Sekunde


Marty McFly konnte in die Zukunft und in die Vergangenheit reisen. Das ist nichts gegen einen Juristen. Juristen können die Zeit selbst beeinflussen. Und ich rede dabei nicht von juristischen Vorträgen, bei denen einem Minuten wie Jahre vorkommen. Nein! Es ist wichtig, dass wir uns auf das Kleine im Leben konzentrieren: auf die Sekunde.

Wie schnell ist so eine Sekunde verstrichen! Da fällt es gar nicht auf, wenn man eine zusätzliche Sekunde herbeizaubert. Und genau das können Juristen!
Ein Beispiel: Ich schenke meiner Frau einen Ring (nur fiktiv, nicht in echt natürlich – wäre ja noch schöner). Zugegeben: An ihrem Finger sieht er zumindest besser aus als an meinem. Das Problem: Habe ich ihn ihr schon geschenkt, als ich ihn noch nicht bezahlt hatte, bin ich meist dem Eigentumsvorbehalt des Juweliers ausgeliefert. Dieser will mir das Eigentum erst dann übertragen, wenn ich ihm für das blöde Ding sein Geld gezahlt habe (es gibt kein Vertrauen mehr unter den Menschen). Solange das nicht geschehen ist, kann ich aber meiner Frau das Eigentum an dem Ring auch nicht übertragen. Gut, solange es am Finger glitzert, ist es erstmal egal. Das Problem ist: Wenn ich bezahle, kann der Juwelier meiner Frau das Eigentum ebenfalls nicht übertragen – er kennt sie ja gar nicht, hoffe ich zumindest. Also macht er mich zum Eigentümer und ich dann meine Frau. Da ich ihr den Ring aber bereits angesteckt habe, läuft das Eigentum quasi durch mich durch. Dieser Moment, in dem ich Eigentümer bin und dann doch nicht mehr, der in der realen Welt nicht einmal in Millionenstelsekunden messbar ist, ist dennoch eine Sekunde lang – eine juristische Sekunde. Nur diesen einen nicht fassbaren Moment gehört der Ring dann mir, flutscht mir aber sofort wieder durch die Finger. Typisch Frau!

Erschienen im November 2019 bei der DEGA Galabau, Das Magazin für den Garten- und Landschaftsbau. DEGA Galabau im Internet.

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